Der neue kompetenzorientierte Lehrplan sieht vor, dass zu den Kompetenzbereichen Übungsbeispiele veröffentlicht werden, die zeigen sollen, wie der / die SchülerIn diese erlangt. Nachfolgend zwei Übungsbeispiele zum Themenkreis: Semantik, Syntaktik, Pragmatik, Sigmatik. Da es sich um die Einführung in die Begriffe handelt, sollte die Sequenz eher am Anfang des vierten Jahrgangs des Kompetenzbereichs „Design und Kommunikation“ stehen.
Ausgangspunkt
Zu vermitteln ist die theoretische Grundlage der Semiotik in die Disziplinen von Semantik, Syntaktik, Pragmatik, Sigmatik. Zwar ist der Umgang mit der Gestaltung von Bildern und Texten bereits aus dem Fach Entwurf bekannt, doch geht es hier um das Erlernen methodischer Werkzeuge, um den Designprozess für sich selbst durch Kriterien überprüfbar zu machen. Zudem vermittelt die Übung einen guten Einblick über die Arbeitsweise einer semiotischen Analyse.
Im ersten Beispiel geht es vornehmlich um die syntaktische Anordnung von Designelementen und den Hinweis, wie stark diese Neuanordnung die Semantik (den Sinn und die Aussage) beeinflusst. Zudem werden in diesem Zusammenhang Grundbegriffe der Semiotik erläutert.
Phase 1 . Theoretische Vermittlung
Dem / der SchülerIn wird der Unterschied von „Semantik / Syntaktik / Pragmatik / Sigmatik“ anhand von gängigen Definitionen erklärt
a) als Unterteilungen in der Zeichenlehre
Erklärt werden können die Begriffe mittels der Verwendung in der Sprachwissenschaft und z.B. anhand eines Satzes: „Peter geht zur Schule.“
– Semantik: Inhaltsaspekt, Aussage (Wer macht was? Tatsachenbehauptung, Sinn der Wörter, Sinn des Satzes etc.)
– Syntaktik: Grammatik, Anordnung der Zeichen: „Geht Peter zur Schule?“, „Zur Schule geht Peter“, „Peter Schule geht zur“. Deutlicher Verweis auf die Sinnverschiebung durch neues Arangement der selben! Zeichen.
– Pragmatik: Handlungsaspekt / Aufforderungsgehalt einer Aussage, Sinn, Kommunikationsaspekt: „Wie wird etwas gesagt?“, „Wer sagt es, warum?“ Dies erzeugt ebenso „Sinn“
– Sigmatk: Ähnlichkeitsbezug vom Zeichen zum Dargstellten (schwer in der Sprachwissenschaft zu erklären). Daher z.B. Beispiel aus Grafikdesign: „Ab wann wird bei einer Strichzeichnung aus einer Form ein Gesicht?“ , „Was wenn ein Flugzeug auf einem Signet keine Räder hat?“
Drastische Änderung der Aussage durch sigmatisch leicht veränderte Darstellung
b) Begriffe auf Grafik Design angewendet: erklärt z.B. anhand eines politischen Plakats
Semantik: Aussage der Person, Art der Fotografie, Wer ist die Person, welche Partei etc.
Syntax: feste Regeln eines Plakats „wie groß Politiker abgebildet ist“, „wo sich Schriftzug befindet“, „wo das Logo steht“. Hinweis, dass Änderung der Syntax den Sinn total verändern kann
Pragmatik: Person / Partei will gewählt werden, Pragmatik des Plakats (Ankündigung, Gestaltung großflächig/mächtig, in der ganzen Stadt etc.)
Sigmatik: z.B. Ähnlichkeit des Sujets zur Partei (Nähe / Ferne), Große des Parteilogos, je nachdem, ob Persönlichkiet oder Partei gewählt werden soll
Beispiel: Drastische Änderung der Aussage durch rein semantische Veränderungen (Inhalt des Textes).
Wichtig dabei ist zudem jedoch auch der pragmatische Aspekt (Text wurde von jemandem verbotener Weise überklebt), der natürlich den Inhalt des gesamten Eindrucks bestimmt.
Beispiel: Drastische Änderung der Aussage allein durch einfache syntaktische Änderung der Anordnung der Elemente. Wichtig dabei ist, dass das Logo rechts unten „genauso“ Sinn macht, wie das scheinbare „Verkleben“ des Mundes. Zudem: pragmatischer Aspekt wie oben.
Beispiel: Drastische Änderung des Inhalts durch unterschiedliche pragmatische Verwendung (einmal als Werbung, einmal als Protest). Zudem sind natürlich sematische, sytaktischen sowie sigmatische (Schrift) Unterschiede erkennbar. Dies jedoch auch Sinn der Übung: dass es um ein Zusammenspiel mehrerer Ebenen geht.
Phase 2 . Praktisches Übungsbeispiel
Gegeben ist ein Bild einer Person. Hier im Beispiel eine ältere Person. Das Bild sollte in so hoher Auflösung vorliegen, dass unterschiedlcihe Ausschnitte gewählt werden können (Ebene der Semantik)
Gegeben ist zudem ein Satz. Hier im Beispiel: „Wir werden immer älter!“
Gegeben ist der Screenshot einer Zeitung (Der Spiegel)
Aufgabe:
„Gestalte die Syntaktik der Elemente „Bildausschnitt“ und „Platzierung“ des Satzes so, dass sich drei unterschiedliche Aussagen ergeben. Versuche die unterschiedlichen Aussagen zu benennen. Zudem: Verwende eine Schrift und eine einheitliche Schriftgröße.“
Foto und Dateivorlage sollten zur Verfügung stehen…
Die Typographie sollte in der Übung nicht verändert werden (würde die Aussage sigmatisch verschieben). Allein die Plazierung (Syntaktik) der Elemente soll die Aussage(verschiebung) bilden.
Erklärt werden kann auch der Zusammenhang von Sematik (Bildauschnitt) zu Syntaktik (Anordnung von Text zu Bild)
Phase 3. Reflexion
Die Arbeiten werden besprochen.
– Es wird nochmals der Zusammenhang von Semantik (Bildinhalt der Fotografie, Textaussage) und Anordnung der Zeichen (Syntax) heraus gearbeitet.
– Klar sollte auch werden, dass der pragmatische Aspekt in der Handlung der Herstellung des Sujets begründet liegt (Hier: „Mit meiner Anordnung will ich / die Zeitung eine bestimmte Aussage treffen“)
– Auf sigmatischer Ebene kann dann darüber gespröchen werden, welche Ausagen entstehen, wenn es beim Bildausschnitt zu extremen Verfremdungen kommt bzw. welche Rolle hier die Typographie (Welches „Schreiben“ wird nachgeahmt?) spielt.
Im Unterschied zur semantischen (Bildauschnitt) und syntaktischen Veränderung (Anordnung Text/Bild):
Radikale Änderung der Aussage durch Veränderung der Sigmatik (Pixelbild) und Schreibschrift.